Sonntag, 28. Juni 2009
Hoffnung
Ich fühle mich als hätte ich mit einem Mal neue Hoffnung für meine Fellnase und mich getankt. Wahnsinn auch, wie schnell dieses Gefühl wieder verfliegen kann.
Jedenfalls war gestern eine Osteopathin vor Ort, die ihn erstmal gründlich untersucht und schließlich den 4. Lendenwirbel wieder eingerenkt hat. Für seine Verletzung des Fesselträgers interessanter ist aber die Tatsache, dass sie auch Blutegel angesetzt hat.
Dadurch, dass die Dinger Blut im Bereich des Fesselträgers saugen, wird dieser vermehrt durchblutet. Die vermehrte Durchblutung ist natürlich genau das, was wir brauchen. Leider sind Sehnen sehr spärlich durchblutet, so dass die nötigen Wachtumsfaktoren usw., die über die Blutbahn transportiert werden, um bei entsprechend verletzten Geweben den nötigen Heilungsprozess in Gang zu setzen, nur in sehr geringen Mengen den Ort der Verletzung erreichen. Es heißt, dass Substanzen, die die Egel über ihren Speichel in das Blut des Pferdes geben noch über Wochen nachweisbar sind; allerdings bewirkt dies aber auch, dass der Bereich des Beins auch noch über Wochen besser durchblutet ist.
Oh Gott, ich habe bereits sooo viel über den ganzen Sehnen-Mist gelesen, dass ich nun nur noch alle Untersuchungen selber machen müsste, um mir ein komplett eigenes Bild machen zu können.
Gut, das geht natürlich nicht. Allerdings fühle ich mich schon irgendwie dazu gezwungen, einen auf Amateur-Tierarzt zu machen, weil ja ständig andere Meinungen von Tierärzten und Schmieden auf einen nieder prasseln. Wenn ich da nicht wenigstens einen Schimmer von der Materie hätte, wäre ich denen und ihrer Kostenfalle doch maßlos ausgeliefert.
Für die Anwendung der Blutegel habe ich mich auf eigene Faust entschieden, einfach weil der letzte behandelnde Tierarzt in der Klinik uns zwar noch vier Wochen verdonnert und bei nicht eintretender Besserung die Aussicht auf eine mega-teure Osteokin-Therapie eröffnet hat, uns aber keinerlei Möglichkeiten mit an die Hand gegeben hat, wie wir den Heilungsprozess weiterhin unterstützen könnten.
Nun vier Wochen die Hände in den Schoß legen?! Nein.
Natürlich wäre ich suuuper enttäuscht, wenn all meine Bemühungen auf dem Ultraschall-Bild in zweieinhalb Wochen keine positiven Auswirkungen zeigen, aber na ja...ich habe es dann wenigstens versucht. Nichts unversucht lassen...irgendwie muss das Kind doch beim Schopf zu packen sein. Do you know your Enemy? I know.
Okay. Heute morgen war das Bein zu mit blutiger Kruste, aber glücklicherweise keine Anzeichen einer allergischen Reaktion oder eines Einschusses.
Vertraue niemandem. The truth is out there.
Schließlich musste ich erfahren, dass mein Schmied, den ich schon eine gewisse Zeit kenne, mir in den Rücken gefallen ist. Das darf doch nicht wahr sein. Also, die Klinik hat einen Spezialbeschlag für mein Pferd verordnet, um die Sehne zu entlasten; hat sich dabei aber nicht zu Details geäußert. Von wegen längere Schenkel zur Entlastung und unbedingte plane Fußung, die ja wegen der Fehlstellung nicht gewährleitstet ist. Schmied und ich haben uns dann das Beste rausgesucht und überlegt, wobei ich mir von vornherein sicher war, dass längere Schenkel auf gar keinen Fall gehen würden. Natürlich ist das eigentlich sinnig, aber da mein Pferd so krass übertritt, hätte ich in kurzer Zeit wieder einen Tritt ins Eisen riskiert. Na klar, er hat also geschlossene Eiereisen bekommen, wobei der Huf mit der Fehlstellung unter die innere Trachte noch einen Keil bekommen hat, um das Kippen von außen nach innen zu dämpfen. Leider ist die Konstruktion nicht perfekt, er fußt nicht plan. Nun gut. Gestern bekomme ich dann zu hören, dass Schmied einer anderen Einstellerin - die ich absolut aus begründeten Ansichten nicht haben kann - verklickert hat, er hätte mein Pferd nie so beschlagen wie es jetzt der Fall ist.

Wie bitte?

Er hat sich den Beschlag doch überlegt, die Klinik hat nur Anweisung für einen orthopädischen Beschlag gegeben.
Vorbei.
Schließlich hieß es dann beim letzten Besuch in der Klinik ja auch, der Beschlag wäre inakzeptabel.
Er wird daher beim nächsten Ultraschall-Termin in der Klinik beschlagen.
Der besagte Schmied jedoch war die längste Zeit für mein Pferd zuständig!
Die ganze Zeit über habe ich ihm vertraut!
Ich latsche schon 14 Wochen mit meinem Pferd durch die Gegend und es folgen noch weitere Wochen - reicht das denn nicht?
Ich sage ja, vertraut werden kann niemandem so wirklich.
Soll ich doch Tiermedizin studieren? Ich weiss es nicht, aber auf mich könnte ich mich dann wenigstens verlassen. Das ist so. Ich mache alles genauer und gewissenhafter als nötig.
Deswegen werde ich auch gleich eine Wanderung zu dem ca. 13 km entfernten Stall antreten. Ich habe gleich nämlich kein Auto, also laufe ich.
Und wenn ich angekommen bin, laufe ich wieder etwa 30 Minuten und laufe dann wieder zurück nach Hause.
Ich kenne meinen Feind und er wird keine Gelegenheit bekommen, das Ruder rumzureißen.

Keine.

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